Leezenland: Zwei Hochzeiten, ein Baum

Sonntag, 6. April 2014

Zwei Hochzeiten, ein Baum

Warum ich gestern beim Frühstück schon Gummistiefel trug? Die Kleiderwahl hing mit dem anschließenden Besuch eines "Hochzeitswaldes" zusammen. Ich muss gestehen, bis vor kurzem wusste ich noch gar nicht, was das ist. Die Idee knüpft an eine alte Tradition an: Zur Hochzeit pflanzten die Vermählten einen Baum. Da heutzutage nicht mehr jeder einen entsprechenden Garten zur Verfügung hat oder bis zum Lebensende am selben Ort wohnt, bieten immer mehr Städte an, dass man entsprechende Baumpatenschaften in eigens angelegten Wäldchen übernehmen kann. In Münster gibt es seit 2007 einen solchen Hochzeitswald in der Nähe von Haus Rüschhaus, einem kleinen Landsitz im Nordwesten der Stadt. Eine Baumpatenschaft übernehmen oder verschenken kann man das ganze Jahr über; zu einem gemeinsamen Pflanztermin wird hingegen nur zweimal im Jahr eingeladen.
Gestern waren wir zur Pflanzung unseres Baumes eingeladen. Es war eine richtige kleine Feier mit Sekt, Musik, Ansprache der Bürgermeisterin und Übergabe der Patenschaften. Dabei wurde deutlich, dass teils ganz unterschiedliche Geschichten mit den Bäumen verbunden werden. Ein Silberhochzeitspaar freute sich darauf, ihren Hochzeitstag im Sommer mit ihren Kindern und Enkeln an ihrem Baum zu feiern. Ein anderes Brautpaar fuhr direkt vom Pflanztermin weiter zum Standesamt, um sich zu vermählen. Auch unser Baum ist ein ganz besonderer. Wir teilen ihn mit dem Paar, dass am selben Tag wie wir in der selben Kirche in Münster geheiratet hat. Was mit Absprachen zu gemeinsamem Blumenschmuck begann, hat sich in den vergangenen Jahren zu einer richtigen Freundschaft entwickelt - und nun zur gemeinsamen Patenschaft für eine Sommerlinde geführt.