Donnerstag, 11. September 2014

"Frühstück in Amsterdam" [Rezension]

Eine Premiere habe ich mir in den letzten Tagen gegönnt: Mein erstes E-Book. Welche Reaktionen ein solcher Einstiegssatz wohl beim Leser hinterlassen mag? Vermutlich reicht die Bandbreite von "Was - jetzt erst??" bis zu "Aber warum denn?" Ich war vorher auch recht unschlüssig, ob mir diese Art des Lesens wohl gefallen mag. Aber erstmal zum Buch:
"Frühstück in Amsterdam" ist ein Roman über einen jungen Karrieretypen namens Oliver, der in der Brotbranche sehr erfolgreich ist. Schon auf S. 23 jedoch wird ihm wegen vermeintlich schlechter Verkaufszahlen fristlos gekündigt. Da die finanziellen Mittel aufgrund einer Erbschaft ausreichend vorhanden sind, gönnt sich Oliver eine längere Auszeit und einen gründlichen Tapetenwechsel: Er zieht nach Amsterdam. Es kommt, wie es kommen muss - Er lernt eine sympathische Niederländerin kennen, die allerdings auf den ersten Blick das komplette Gegenteil von Oliver ist. Die idealistische Muk verdient ihr Geld als T-Shirt-Designerin, mag ausgefallene Kleidungsstile und genießt das Hier und Jetzt. Ihr Traum ist ein eigener Laden. Die beiden verlieben sich, müssen allerdings noch ein paar kleinere und größere Hürden überwinden, bevor Oliver seiner Traumfrau - Achtung, Spoiler, falls ihr es euch nicht ohnehin schon denken könnt - im gemeinsam eröffneten Laden eine Liebeserklärung macht, die nur knapp an einem Heiratsantrag vorbei schrammt. Der Verlag "dotbooks" schreibt: "Eine warmherzige Geschichte über schlechtes Timing, richtige Entscheidungen und eine ganze Reihe kurioser Persönlichkeiten, die das Herz am rechten Fleck haben." 


Für mich war das Buch ein guter Einstieg in die E-Book-Landschaft. Es ist leicht bekömmliche Kost, nett geschrieben, wenn ich auch an der ein oder anderen Stelle ein wenig irritiert war. Diese Irritation fing direkt beim Prolog an. Dem Roman vorangestellt ist eine kurze Kulturgeschichte des Brotes. Ich glaube, hätte ich das Buch im Laden in die Hand genommen und an dieser Stelle aufgeschlagen, hätte ich vermutlich direkt das Interesse verloren. Auch insgesamt stellt sich mir die Frage, wie man als Autor ausgerechnet darauf kommt, der Hauptfigur einen beruflichen Hintergrund in der Brotbackmischungsbranche zu geben. Erstaunt hat mich zudem, dass die sprachlichen Herausforderungen, die sich einem Deutschen, der dauerhaft in die Niederlande auswandern möchte, keine große Rolle spielten. Am meisten irritiert haben mich jedoch die jeweiligen Kapitelschlüsse. Dort wird jeweils in einem kurzen Ausblick (z.B.: "In knapp einem Jahr wird Oliver wissen, dass dies einer der besten Tage seines Lebens war.") versucht, neugierig zu machen auf das Kommende. Aus Fernsehserien ist dieses Stilmittel als "Cliffhanger" am Ende einer Folge bekannt. Käpt'n Blaubär-Autor Walter Moers nennt es (in: Ensel und Krete) eine "Mythenmetzsche Ereignisandrohung". Und ein wenig wie eine Drohung wirkte es auf mich auch. Mich haben diese Einwürfe in meinem Lesefluss jedenfalls eher gestört als begeistert.

Was mir hingegen wirklich gut gefallen hat, ist die schöne Beschreibung dieser niederländischen Metropole. Man spürt, dass der Autor, Markus Luft, selbst einige Jahre in Amsterdam gelebt hat. Heute ist er in Hamburg zuhause und als Modechef der Zeitschrift GALA auf der ganzen Welt unterwegs. Ich habe direkt Lust bekommen, mal wieder einen Trip nach Amsterdam zu unternehmen und ein wenig in das besondere Flair dieser Stadt einzutauchen. Auch die Beschreibungen der niederländischen Mentalität am Beispiel der verschiedenen Nebenfiguren fand ich sehr gelungen. Und den Roman als E-Book (übrigens einfach über iBooks) zu lesen? Daran muss ich mich noch ein wenig gewöhnen. An einem Abend habe ich mich ertappt, wie ich darüber nachdachte, was ich denn nun noch lesen könnte - und gar nicht an "Frühstück in Amsterdam" dachte, da es schließlich nicht als greifbares Buch auf meinem Nachttisch lag. Insgesamt fühlte es sich aber gar nicht so merkwürdig an, wie erwartet.

Diese interessante Erfahrung haben mir übrigens "Blogg dein Buch" und der "dotbooks" möglich gemacht, vielen Dank dafür. Das E-Book kann man für 2,99 Euro *hier* erwerben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schön, dass du bei mir zu Gast bist! Ich freue mich über jeden Kommentar!
Viele Grüße
Gesa