Sonntag, 31. Mai 2015

Gelesen: Die Geschichte meiner Familie...

Mit einem Kleinkind und einem Baby in der Familie ändern sich derzeit meine Lesegewohnheiten. Nicht nur, dass ich seltener und kürzer dazu komme; ich kann derzeit auch nicht so gut Krimis oder Thriller lesen, die ich vorher gerne verschlungen habe. Romane liegen mir derzeit eher. So zum Beispiel dieser, der mir vom btb-Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden ist:
"Die Geschichte meiner Familie in Äxten und Sägen", geschrieben von dem Norweger Levi Henriksen, erzählt die Geschichte von Mikael Hildonen, Anfang 30, der mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof an der schwedischen Grenze lebt. Seine Familie, zu der auch sein Bruder Ruben gehört, ist bodenständig und naturverbunden. "Die Nachfahren der anderen alten Sippen im Dorf blätterten gern in morschen Familienbibeln und zogen vergilbte alte Dokumente hervor, wenn sie über ihre Geschichte und ihre Herkunft sprachen. Bei Familie Hildonen gab es keine solchen Bücher, dafür hingen an der Scheunenwand einige Sägen und Äxte, die die Vorfahren im 17. Jahrhundert aus Savolax mitgebracht hatten" (S. 32). Mikael hatte bislang nicht viel Glück in seinem Leben; er hält sich selbst für einen "Weltmeister im Verlieren von Leuten" (S. 20). Dann bringen jedoch gleich drei Entwicklungen sein Leben gehörig durcheinander: In der Hoffnung auf ein besseres Leben verschuldet er sich und hat fortan unangenehme Geldeintreiber im Nacken, seine Nichte wird in eine Pflegefamilie gesteckt und die Familie möchte, dass sie zukünftig bei sich auf dem Hof wohnt und zudem kreuzt eine junge Frau seinen Weg, die seine Hilfe braucht. 
Die "schräge Familiensaga", so die Beschreibung des Verlags, hat mich zugegebenermaßen nicht im ersten Anlauf, dann aber doch im zweiten schnell gepackt. Dazu tragen zunächst die interessant gezeichneten Hauptfiguren bei. Neben Mikael selbst gefiel mir insbesondere die Figur seiner blinden Mutter, die trotz ihrer Behinderung Traktor fährt, Wände anstreicht, und eine Art sechsten Sinn zu haben scheint. Die Geschichte selbst dreht sich zunehmend um die spannende moralische Frage: "Wie viele falsche Dinge würdest du tun, um etwas wiedergutzumachen?" (S. 120). Bei seinen Bemühungen, das vermeintlich Richtige zu tun, gerät Mikael in Schlägereien, raubt beinahe eine Tankstelle und eine Bank aus und verübt Einbrüche, mal mehr, mal weniger erfolgreich. So nimmt die Geschichte einige Wendungen, bis hin zu einem - im wahrsten Sinne des Wortes - stürmischen Finale. 
Der Titel des Buches gefiel mir übrigens sehr gut - leider aber nur, bis ich das Buch gelesen hatte. Da die Natur, ihre Phänomene, Auswirkungen und Beobachtungen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen, hätte ich im Nachhinein einen Titel aus dem meteorologischen Bereich passender gefunden, wie es wohl auch im Original der Fall war. Besonders gut kann man dieses Buch daher vermutlich auch an einem Platz lesen, wo man die Bäume rauschen und die Wolken sehen kann. Die Atmosphäre der norwegischen Wälder, interessante Personen und eine schräge Geschichte, zudem ein für meinen Geschmack hübsches Cover - das sind gute Zutaten für einen Roman aus Skandinavien, den ich gerne gelesen habe.

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Gesa