Sonntag, 14. Juli 2013

Perspektivwechsel

Am Freitag hatte mein Liebster einen beruflichen Termin in Frankfurt. Da meine Schwester und mein Schwager in der Nähe wohnen, habe ich für den kleinen Sonntagsjungen und mich ein paar Sachen gepackt und wir haben das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden und die beiden besucht. Wir haben uns wegen der warmen Temperaturen viel im Haus aufgehalten, Gespräche über das Haus bauen und Kinder bekommen geführt und bis auf einen abendlichen Ausflug in den Biergarten nicht viel unternommen. Nicht viel eben. 

Oder?

Wenn man den kleinen Sonntagsjungen fragen würde, würde der diesen Ausflug wahrscheinlich eher so schildern:

Am Freitag haben Mama und Papa mich geweckt. Das war komisch, denn sonst lassen sie mich morgens eigentlich immer so lange schlafen, wie ich möchte. Im Auto konnte ich aber einfach weiterschlafen, bis ich aufwachte, weil ich Hunger bekam. Ich hab dann mal lautstark vorne Bescheid gesagt und die beiden haben auch gleich eine Pause für mich gemacht. In der großen Stadt ist Papa ausgestiegen und Mama und ich sind alleine noch eine halbe Stunde weitergefahren. Das war anstrengend, weil ich in der Zeit ganz dringend mal meine Pampers füllen musste. Wenn man in der Baby-Autoschale sitzt, ist das gar nicht so einfach. 

Als wir bei meiner Tante ankamen, musste ich erst noch ein bißchen überlegen, ob ich sie nicht schon kenne. Dann fiel es mir aber wieder ein - na klar! Ich wurde ein bißchen ausgezogen und konnte endlich wieder herum strampeln. Hab ich dann auch gemacht. Außerdem habe ich ein tolles, neues Spielzeug bekommen - mein eigenes Buch, mit dem ich machen darf, was ich will! An die von Mama und Papa darf ich immer nicht dran. 

Und meine Mama und ich konnten meiner Tante zeigen, wie gut ich schon Brei essen kann. Die beiden haben darüber gesprochen, dass bald etwas neues dazu kommt: Fleisch. Das kenne ich noch nicht. Bin mal gespannt, wie das schmeckt. Möhrchen mit Kartoffeln mag ich jedenfalls schon mal lieber als nur Möhrchen. Am besten schmeckt es mir aber immer noch, wenn ich bei Mama trinken darf. 

Später sind wir noch zu dritt spazieren gegangen. Auf dem Weg haben wir an einem Spielplatz gehalten und ich durfte in eine große, runde Nestschaukel. Das kannte ich noch gar nicht und es war toll. Mama hat mit mir geschaukelt und ich wäre fast dabei eingeschlafen. Aber dann sind wir viel zu schnell weitergegangen und deshalb habe ich meinen Mittagschlaf eben im Kinderwagen gemacht.

Da waren die Großen ganz schön überrascht, wie gut das schon ging. 
Als ich wieder aufgewacht bin, gab es eine tolle Überraschung für mich: Mama hatte beim Spaziergang einen eigenen Becher für mich gekauft, mit zwei Henkeln dran, damit ich ihn besser festhalten kann. Sie hat gesagt, sie gibt ihn mir schon mal ein bißchen zum Spielen und zum Kennenlernen, aber dann hab ich ihr gezeigt, dass ich schon verstanden habe, wie ich alleine daraus trinken kann. Da hat sie aber gestaunt und war ganz stolz auf mich!

Abends war plötzlich Papa wieder da und auch mein Onkel. Wir sind noch zusammen weggefahren. Die Gr0ßen haben gegessen und getrunken und ich hatte einen ganz tollen Platz, von dem aus ich in ein ganz großes, grünes Blätterdach schauen konnte. Das war schön. Nur die kleinen Dinger in der Luft haben mich gestört. Eines davon hat sich auf mein Bein gesetzt und danach tat es ein bisschen weh und hat mich gejuckt. 
Im Biergarten wurde die Schnitzelkarte getestet.

Schlafen sollte ich abends in meinem Reisebettchen. Das kenne ich und mag es, darin zu übernachten - vor allem, wenn Schaf auch dabei ist. Diesmal hatten Mama und Papa Schaf aber vergessen und außerdem war alles drum herum so aufregend. Mein Mund hat auch wieder ein bißchen weh getan. Deshalb konnte ich erst gar nicht so gut einschlafen. Erst, als ich bei Mama und Papa in der Mitte liegen durfte.

Am nächsten Tag haben wir noch die Oma von meinem Onkel im Krankenhaus besucht. Die kannte ich noch gar nicht, aber die anderen kannten sie ja, und deshalb habe ich mir überlegt, dass sie bestimmt nett ist und sowieso eine Aufmunterung brauchen kann. Also habe ich sie immer angelacht und sie hat zurückgelacht und gesagt, dass meine Augen wie zwei Sterne leuchten würden. Das hat mir gefallen. 


Mit einem kleinen Blumengruß ging es ins Krankenhaus.

Die Rückfahrt hat ganz schön lange gedauert. Als es mir zu lang wurde und ich mich gewundert habe, warum wir gar nicht weiterfahren, ist Mama plötzlich nach hinten zu mir geklettert. Ich mag es, wenn jemand neben mir auf der Rückbank sitzt. Sie hat mir in meinem neuen Buch die ganzen Autos gezeigt, die dann an meinem Fenster vorbei gefahren sind: Rettungswagen, Polizeiauto, Krankenwagen, Abschleppdienst...ich wollte aber trotzdem lieber einfach weiterfahren. Das habe ich den beiden auch deutlich gesagt.

Bevor wir nach Hause gekommen sind, haben wir noch an einem Geschäft gehalten, wo es ganz viele Sachen für mich gibt. Mama hat mich da gewickelt, das war auch nötig! Ich finde es immer ganz spannend, an einem Ort gewickelt zu werden, den ich noch nicht kenne. Papa hat in der Zeit einen Karton geholt, der noch viel größer war als ich...das war eine Überraschung, als ich zu Hause gesehen habe, was da drin war: mein erster eigener Stuhl! Beim Abendessen konnte ich endlich mit am Tisch sitzen, wie Mama und Papa, und bekomme jetzt alles mit. Das habe ich mir schon sooo lange gewünscht! Ganz schön aufregende zwei Tage!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schön, dass du bei mir zu Gast bist! Ich freue mich über jeden Kommentar!
Viele Grüße
Gesa